ELEGANT UND INTERESSANT - EIN AUSFLUG NACH SALÒ AM GARDASEE
Hallo ihr Lieben,
weiter geht´s mit einem Bericht aus der Serie
„Ausflugsziele am Gardasee“. Für alle, die meine früheren Berichte zu diesem
Thema nicht kenne, eine kleine Einführung: vor vielen Jahren machten wir zum
ersten Mal in Limone sul Garda Urlaub in einem kleinen Hotel mit wunderbaren
Gastgeberinnen und blieben irgendwie dort hängen. Neben Urlauben in anderen,
uns noch unbekannten Ländern und Gegenden, zieht es uns also fast jedes Jahr an
den Gardasee nach Limone zurück. Obwohl wir dieses Jahr nun schon 11. oder 12.
Mal dort waren (so genau weiß ich es gar nicht mehr), gibt es immer noch Neues
zu entdecken.
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Das Ausflugsziel diesmal, von dem ich euch heute erzählen
möchte, war allerdings nicht ganz so neu für uns, denn wir besuchten bereits zum
dritten Mal
SALÒ
Salò liegt am Anfang des unteren Drittels des Westufers,
ca. 40km und 40 Autominuten von Limone entfernt. Es ist mit gut 10 000
Einwohnern die größte Stadt am Westufer mit elegantem Flair und interessanten
Einkaufsstraßen. Historisch gesehen galt Salo seit dem 14. Jahrhundert bis nach
dem zweiten Weltkrieg als Hauptstadt des Gardasees und war immer sehr
wohlhabend.
Kommt man von Norden her, also von Riva, Limone,
Toscolano-Maderno und Gardone Riviera auf Salò zu, befindet sich kurz vor der
Fußgängerzone rechts ein größeres Parkhaus. Hier kann man für wenig Euro (den
genauen Preis habe ich nicht mehr im Kopf, ich meine, die Stunde hat 1 Euro
gekostet). Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zum großen Torbogen des
Torre dell´orologio, dem Uhrturm von Salò. Dort durch und man befindet sich
sofort in der Fußgängerzone. Und dann geht´s immer der Nase nach…
Sehenswert ist eigentlich alles, doch ich fange mal mit
einer besonders schönen Sehenswürdigkeit an, dem
DUOMO SANTA MARIA ANNUNZIATA
Diese spätgotische Kirche (Baubeginn 1453), eine der
bedeutendsten am Gardasee, sieht von außen eher unscheinbar aus. Man blickt auf
eine schlichte Backsteinfassade, in die im Nachhinein ein weißes,
zugegebenermaßen imposantes Renaissanceportal eingebaut wurde.
Innen bietet sie wunderschöne Kunstwerke und eine
beindruckende sakrale Stimmung. Ich
möchte jetzt nicht sämtliche für Kunstgeschichtler bedeutsame Maler und
Bildhauer aufführen, die sich hier mit ihren Werken verewigt haben und die ich
selber nicht kenne und nachschlagen musste. Viel wichtiger ist es mir, den
Gesamteindruck zu vermitteln: beeindruckend sind vor allem der fast
dreidimensional anmutende Mosaikboden und das große Christuskreuz vor dem
Altarraum. Vor zahlreichen Seitenaltären lassen sich verschiedene Darstellungen
christlicher Geschichten betrachten, eine kleinere Kapelle beherbergt ein
interessantes Polyptychon, in der etwas größeren Kapelle es Hl. Sakraments
faszinierten mich vor allem die Deckenmalereien.
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Hauptschiff des Doms |
Ein Besuch sei jedem ans Herz gelegt, der gerne Kirchen
besichtigt und sakrale Kunst anschaut. Der Dom ist von 8 Uhr 30 bis 12 Uhr und
von 15 Uhr 30 bis 19 Uhr 30 geöffnet.
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PALAZZO DELLA PODESTÀ
Der ursprüngliche eindrucksvolle Prachtbau mit
venezianischer Fassade wurde im 14. Jahrhundert erbaut und steht zentral in der
Fußgängerzone direkt neben der Uferpromenade. 1901 gab es ein großes Erdbeben
in der Region, bei der unter anderem auch dieses Gebäude fast ganz zerstört
wurde. Anschließend baute man es detailgetreu wieder auf. Das Innere des
Palazzos könnte man zwar teilweise besichtigen, zumindest die Flure, da sich
heute das Rathaus der Stadt darin befindet. Besonders interessant wäre das aber
vermutlich nicht, so dass man sich doch lieber an den wunderschönen Arkaden
rund um das Gebäude erfreuen sollte.
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Seeblick am Palazzo della Podestà |
Der Palazzo della Podestà ist mit dem Palazzo della
Magnifica Patria (in dem sich ebenfalls Gemeindeämter befinden) mit einem
Säulengang verbunden, unter dem Wappen und Gedenksteine eingemauert sind.
Wenden wir uns nun ein wenig nach Links (von unserem
Ausgangspunkt aus gesehen) und flanieren ein bisschen auf dem
LUNGOLAGO GUISEPPE ZANARDELLI
Benannt ist die langgestreckte Seepromenade (Lungolago =
Seeufer) nach dem italienischen Staatsmann und Rechtsberater Guiseppe
Zanardelli. Zanardelli wurde 1826 in Brescia geboren und starb 1903 in Maderno.
Er war also kein Kind der Stadt, fühlte sich Salo aber immer eng verbunden und
setzte sich immer für die Belange der Stadt ein, weshalb er 1902 mit der Ehrenbürgerschaft
ausgezeichnet wurde. In der Fußgängerzone kann man eine große Bronzestatue von
ihm bewundern.
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Am Lungolago |
Überhaupt gibt es mehrere Statuen und Denkmäler in Salò,
einige davon am Lungolago. Gasparo da Salò (auch Gasparo Bertolotti, 1540 –
1609) war ein Geigenbauer und Kontrabassist und wird als berühmtes Kind der
Stadt mit einer Büste am Seeufer geehrt.
Imposant ist auch das Säulendenkmal mit Markuslöwe und
Gabriele-d´Annunzio-Inschrift. Zu Zeiten venezianischer Herrschaft war Salò eng
mit Venedig verbunden, was dieses Denkmal mit dem Wahrzeichen Venedigs
repräsentiert. Über d´Annunzio, einen der wichtigsten Dichter Italiens, habe
ich bereit in meinem Bericht über das Vittoriale in Gardone detailliert
geschrieben.
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Säulendenkmal mit Markuslöwe |
Neben den Denkmälern erfreuen auch die wunderschöne
Bepflanzung, Bänke unter schattenspendenden Bäumen, kleine Boutiquen,
Restaurants und Cafés und die Segelboote im Hafen das Auge. Der Blick über den
See ist hier spektakulär, nach Norden kann man bis hinauf Malcesine und den
Monte Baldo sehen.
Kunst wird in Salò im Übrigen großgeschrieben. So trafen
wir am Lungolago auch auf eine Art begehbarer Container mit skurrilen
Exponaten, davor ein großes Plakat und ein Tisch mit Flyern, der darauf
hinwies, dass es eine Sonderausstellung gäbe im
MUSEO DI SALÒ
kurz MuSa genannt. Das MuSa liegt in der Via Brunati,
etwas außerhalb bzw. oberhalb der Fußgängerzone und wurde 2015 eröffnet. In der
Dauerausstellung stellt sich die Geschichte des Ortes vom Beginn des 15
Jahrhunderts dar. So ist ein Raum zum Beispiel dem bereits erwähnten
Geigenbauer Gasparo da Salò gewidmet, in einem anderen findet man anatomische
Präparate des in Salò geborenen Chirurgen Giovan Battista Rini (1795 – 1856).
Interessant sind auch seismische Messgeräte und Aufzeichnungen aus dem 18.
Jahrhundert und Exponate aus den Weltkriegen.
Ein kompletter Raum beherbergt ausschließlich Büsten und
Gemälde, die den „Duce“, den Faschisten und Diktator Benito Mussolini zeigen.
Irgendwie ist es gruselig, diese vielen Quadratschädel aus unterschiedlichen
Materialien, die Heldenverehrung transportieren zu betrachten. Die Verbindung
von Mussolini zu Salò? 1943 setzte Hitler seinen Verbündeten als Führer der
deutschen Besatzungsgebiete Italiens ein, die auch unter dem Namen
"Marionettenrepublik von Salò" bekannt waren.
Dieser Teil des MuSa ist durchaus interessant, wäre mir
als etwas größeres „Heimatmuseum“ die doch stolzen 14 Euro Eintritt für
Erwachsene nicht wirklich wert gewesen (ermäßigt 7 – 11 Euro). Dass ich dennoch
begeistert war, lag an der Sonderausstellung, die gut das halbe Museum einnimmt
und auf die ich deshalb näher eingehen möchte, auch wenn sie nur noch bis zum
19. November läuft.
„Museo della Follia. Da Goya a Bacon“ – „Museum des
Wahnsinns. Von Goya bis Bacon“ ist der Titel dieser Ausstellung, die aus ca.
200 Werken, Gemälden, Fotos, Objekten, Multimediainstallationen und Skulpturen
besteht. In dunkel gehaltenen Räumen mit schwarz verkleideten Wänden werden
zunächst Kunstwerke bedeutender, in der Mehrheit italienischer Maler, aber auch
dem Iren Francis Bacon, dem Amerikaner Jean-Michel Basquiat oder dem Spanier
Francisco Goya u.a. gezeigt. Manche Bilder von total duchgeknallten Künstlern
sehen normal aus, bei anderen fragt man sich, ob sie den Wahnsinn nur
darstellen sollen oder ob der Künstler einen an der Waffel gehabt hat.
Es gibt Skulpturen, die aussehen, als seien sie aus
Alpträumen entsprungen. Fotos von alten Irrenanstalten und gesammelte
Habseligkeiten ihrer Insassen, ein Brief eines so Weggesperrten an eine
„geliebte Ceci“ mit der Bitte, ihn rauszuholen… das alles ist gleichermaßen
beindruckend wie bedrückend. Ein Highlight stellt mit Sicherheit ein Gemälde
dar, das von Adolph Hitler persönlich gemalt wurde und zum ersten Mal überhaupt
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde – es stellt nicht den Wahnsinn dar,
sondern zeigt, dass Hitler psychisch in der Tat nicht gesund war.
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Das Werk von Hitler |
Toll fand ich, dass eine Audiobegleitung im
Eintrittspreis mitinbegriffen war, man bekam ein Smartphone mit Kopfhörern, mit
dem man mittels einer Art App Erklärungen abrufen und anhören konnte.
Ich könnte noch mehr ins Detail gehen, das würde dann
aber doch zu weit führen. Mit kleinen Kindern sollte man diese
Sonderausstellung nicht besuchen, mein großes „Kind“ (23) meinte zur
Ausstellung „So ein Rotz“… man muss sich darauf einlassen wollen, ich war
jedenfalls fasziniert.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
(teilweise Sonderöffnungszeiten je nach Saison, man sollte aktuell im Internet
nachschauen… und aktuell eben auch, welche Sonderausstellung läuft).
Genug Kultur, man braucht auch mal was für den Gaumen:
DIE GASTRONOMIE
Die zahlreichen kleinen Restaurants und Cafés am
Lungolago hatte ich bereits erwähnt, auch in der Altstadt findet man zahlreiche
Pizzerien und Ristorante. Aus eigener Erfahrung kann ich nur ein Lokal
bewerten, das wir dieses Jahr zum zweiten Mal besucht haben. Weniger deshalb,
weil es so grandios ist, sondern weil es bequem auf der Strecke am Lungolago
liegt und das Essen gut ist. Mann und Sohn waren nach dem Museumsbesuch zu
erledigt, um etwas anderes zu suchen bzw. auszuprobieren ;-)
Auf Bewertungsportalen schneidet das Don Pedro ziemlich
schlecht ab, was ich auch nachvollziehen kann. Die Tische stehen extrem eng,
man hat den Eindruck, dass möglichst viele Gäste hineingequetscht werden
sollen, weil die Lage direkt am See mit viel Laufkundschaft natürlich genial
ist und somit ausgenutzt werden kann. Zumindest mittags ist die Hölle los, das
Personal hektisch und kurzangebunden – nicht unfreundlich, aber eben auch nicht
wirklich zuvorkommend, man wird mehr oder weniger abgefertigt. Das Essen ist
durchaus lecker, die Portionen sind groß. Zu meinen Spaghetti Bolognese gehört
für mich aber zwingend Parmesan, der in anderen Restaurants auch üblicherweise
zu Pasta automatisch dazu gestellt wird. Hier nicht und meine Versuche, danach
zu fragen scheiterte an der besagten Hektik des Personals. Hat man einmal
Getränke und das Essen auf dem Tisch, schaut niemand mehr auch noch ansatzweise
in deine Richtung. Die Preise sind der Lage entsprechend relativ hoch, aber
noch akzeptabel. Um den Hunger zu stillen, ist das Don Pedro in Ordnung, fürs
„schön Essen gehen“ würde ich es aber definitiv nicht empfehlen. Es gibt ja
schließlich Alternativen…
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Snacks zum Aperol Sprizz |
Zu Beginn unserer Tour gönnten wir und ein Getränk ganz
am Anfang des Lungolago in der Gelateria Serenissima. Schneller Service,
gemütliche Bistrotische nicht ganz so eng gestuhlt und zu meinem Aperol Sprizz
einen wirklich großen Snackteller mit Chips, verschiedenen Antipasti und
Oliven, das Ganze zu nicht übertriebenen Preisen – das konnte überzeugen. Dass
man in solchen Lokalen dort zum Bezahlen nach Drinnen gehen muss, ist für
unsereins ungewohnt, aber nicht selten.
Appetit auf ein Eis zum Abschluss? Gelaterias mit
Bedientheke zur Straße hin begegnen einem in Salò viele und so gönnten wir uns
eines auf dem Rückweg zum Auto. Köstlich!
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Gelato :-) |
Rückweg zum Auto? Diesmal schon, aber ein Highlight
Salòs, das der Grund für unseren ersten Ausflug dorthin vor einigen Jahren war,
darf ich nicht vergessen:
DER WOCHENMARKT
Der Markt in Salò ist der zweitgrößte am Westufer des
Gardasees, nur der von Desenzano weiter südlich ist größer. Er findet jeden
Samstag von 8 Uhr 30 bis 13 Uhr auf der Piazza Leonarda da Vinci statt und
bietet alles von Obst, Wurst und Käse über Lederwaren und Keramik bis hin zu
Haushaltsgeräten. Der Markt liegt nicht ganz zentral, ist aber schnell zu
erreichen: man durchquert die Fußgängerzone, hält sich dann leicht rechts und
sieht die große Piazza schon nach wenigen Minuten.
Wenn man noch nicht viele solcher Märkte besucht hat, ist
es wirklich spannend und authentisch. Allerdings gibt es nicht wirklich
Schnäppchen zu machen, wenn man auf Qualität wert legt und der Markt in Limone
bietet genau dieselben Waren, nur ist dort alles dichter gedrängt. Von daher
interessierte mich der „Bauernmarkt“, der laut meiner Internetrecherche mittwochs
auf derselben Piazza stattfinden sollte und der uns zu unserem zweiten
Salò-Ausflug verleitete. Auf der Piazza Leonardo da Vinci war er allerdings
nicht und als ich eine Passantin fragte, erklärte sie uns, wo sich dieser
Bauernmarkt tatsächlich befand. Auf Italienisch mit Händen und Füßen natürlich
;-). Ihre Irritation darüber, warum Touristen sich für diesen Markt
interessieren verstand ich, als wir ankamen: eine Lachnummer! Vier Stände auf
einem kleinen Platz, zweimal Obst, einmal Käse, einmal Honig.
Also: wenn Markt, dann Samstag vormittags!
INSGESAMT
ist Salò elegant, interessant und lebendig, aber nicht übermäßig touristisch überlaufen. Was
soll ich mehr sagen? Seid ihr in der Gegend, schaut euch diese schöne Stadt ruhig an :-)
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Shopping ;-) |
Ach ja, und Shoppingqueens kommen hier auch auf ihre Kosten, denn es gibt zahlreiche Boutiquen italienischer Designer und sonstige kleine Läden ;-)
Liebe Grüße
Eure Kerstin
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