RUND UM KORFU MIT SISSI

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich euch von unserem Hotel berichtet habe, möchte ich euch auch noch etwas über die Insel selber erzählen, die wirklich wunderschön ist. Um sie ein wenig besser kennenzulernen und mehr als nur den einen Strand zu sehen, nahmen wir an einer Inselrundfahrt teil.





LOS GEHT`S

Morgens um 8 wurden wir vom Hotel-Shuttlebus abgeholt, kurz vor halb 8 saßen wir also beim Frühstück. Um diese Uhrzeit kann ich noch nichts essen, ich zwängte ein kleines Stückchen Brot herunter, damit mir während der Busfahrt nicht schlecht werden würde. Dass ich aufgrund des sparsamen Frühstücks später so stark Sehnsucht nach irgendetwas zu essen bekommen würde, ahnte ich da noch nicht – dazu später mehr. Zum Glück hatte ich mir eine Flasche Wasser in den kleinen Rucksack gepackt, die sich im Laufe des Tages als sehr hilfreich herausstellen sollte.

Mit dem Shuttlebus ging es hoch nach Pelekas, dort stiegen wir in einen großen Bus um. Dieser sollte allerdings auch noch nicht unser Tourbus sein, er brachte uns und weitere Teilnehmer aus unserem und einem zweiten Hotel lediglich nach Korfu-Stadt, wo der eigentliche Tourbus auf uns wartete. Der Bus und

SISSI

So eine Besichtigungstour steht und fällt ja auch immer mit dem/der Reiseleiter/in. Die tollste Tour kann todlangweilig sein, wenn die Reiseleiterin eine Trantüte ist.  Bereits bei der Buchung wurde unsere Führerin Sissi in den höchsten Tönen gepriesen, Mehrfach-Korfu-Urlauber sollen angeblich immer wieder Ausflüge nur wegen ihr buchen. Nachdem ich Sissi kennengelernt hatte, konnte ich das nachvollziehen – sie ist wirklich klasse und ein absolutes Unikum.

Reiseleiterin Sissi vor einem Bild des Hl. Spyridon


Sissi ist gebürtige Münchnerin, lebt aber bereits seit 40 Jahren auf Korfu. Sissi ist winzig. Okay, ich bin 1,80m groß und da kommen einem viele Leute klein vor, aber sie erreicht wohl nicht einmal die 1,60m. Dafür hat sie eine dermaßen präsente Persönlichkeit, dass sie weder eine Fahne noch einen Regenschirm braucht, damit die Teilnehmer sie nicht übersehen oder nicht mehr folgen können. Zudem hat sie eine angenehm tiefe und kräftige Stimme, ein Mikro ist also auch nicht nötig.

Total fasziniert war ich davon, dass sie den gesamten Tag über nahezu permanent etwas zu erzählen hatte. Von Fakten und Daten, über Anekdoten, auch mal Persönliches bis hin zum Rezept für die richtige Herstellung von Tsatsiki wusste sie zu berichten, ohne heiser zu werden. Und ohne, dass es uns auch nur eine Sekunde langweilig wurde. Da man bei dieser Tour über ziemlich lange Strecken hinweg im Bus sitzt und die Landschaft irgendwann doch immer gleich aussieht, begrüßten wir dieses Talent sehr.

Als erstes schickte uns Sissi nicht sofort wieder in den Bus, denn wir begannen mit einer Besichtigung von

KORFU-STADT

oder auch Kerkyra, wie Insel und Hauptstadt auf Griechisch heißen.

Altstadt von Kerkyra


Direkt von der Stelle aus, an der der Bus parkt, hat man einen tollen Blick auf die NEUE FESTUNG. Diese ist nicht wirklich neu, sondern wurde nach der zweiten türkischen Belagerung von 1576 bis 1645 von den Venezianern erbaut. Sie hat ihren Namen lediglich daher, dass sie jünger ist als die ebenfalls von den Venezianern erbaute ALTE FESTUNG. Beide Festungen sind mit geringem Eintrittsgeld zu besichtigen, wozu bei unserer Tour allerdings leider die Zeit nicht reichte.

Die neue Festung


Während unser Blick rechts auf die Festung fiel, lag linkerhand die ESPLANADE: dieser große Platz wurde früher als Exerzierplatz genutzt, heute dient er als Park mit einer großen Wiese, auf der Kricket gespielt wird. Auf diesem Platz stehen auch das Denkmal der Vereinigung der Ionischen Inseln sowie das Schulenburg Denkmal zu Ehren des Marshalls Johann Matthias Reichsgraf von der Schulenburg, der es 1716 schaffte, ein Heer von 65000 Türken von der Insel zu vertreiben.

Esplanade mit dem Denkmal der Vereinigung der Ionischen Inseln


Am nördlichen Ende der Esplanade befindet sich der PALAST ST.MICHAEL & ST.GEORGE. Der Palast wurde ab 1819 gebaut und diente als Sitz des britischen Hochkommisars, aber auch des Ionischen Senats. Heute beherbergt er ein Museum für asiatische Kunst, wir konnten allerdings nur den wunderschönen Teil des Schlossgartens an der Vorderseite bewundern.

Palast St. Michael & St. George


Last not least wird die Esplanade im Westen von der Prachtstraße LISTON begrenzt. Diese Arkaden-Galerie mit zahlreichen Cafés wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von den damaligen Besatzern, den Franzosen, nach dem Vorbild der Rue de Rivoli in Paris erbaut. Dahinter befindet sich die Altstadt mit weiteren zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Einkaufsstraßen. 

Die Arkaden des Liston


All diese Sehenswürdigkeiten zeugen von einer bewegten Geschichte, „griechisch“ wird es dann vor allem, wenn man die Esplanade und den Liston hinter sich lässt. So kamen wir zunächst auf einen kleinen Platz mit der KIRCHE DER MUTTERGOTTES DER FREMDEN aus dem 18. Jahrhundert. Kerkyra hat sage und schreibe um die 150 Kirchen… ich wünschte, ich könnte euch alle Geschichten, die Sissi zu erzählen hatte wiedergeben, aber das würde den Bericht mehr als sprengen. Diese Kirche hier wurde von dem Mönch Nikodemo für alle, die nicht auf Korfu heimisch und keiner der vielen Kirchengemeinden zugehörig sind gegründet. Von außen ist sie sehr schlicht, von innen konnten wir sie leider nicht sehen.

Kirche der Muttergottes der Fremden


Stattdessen besichtigten wir die KIRCHE DES HL. SPYRIDON (der Schutzheilige der Insel), ein 1590 erbautes beeindruckendes Beispiel für ionische Kirchen mit zahlreichen Verzierungen, Ikonen und den Reliquien des Heiligen. Leider darf man in dieser Kirche nicht fotografieren und wir wurden auch mehr oder weniger an der rückwärtigen Stelle durchgeschleust, um die anwesenden Pilger und Betenden nicht zu stören.

Rechts der Eingang zur Kirche des Hl. Spyridon


Anschließend hatten wir eine halbe Stunde zur freien Verfügung, die viel zu schnell vorbei war. Es reichte gerade mal, um ein paar der Altstadtgässchen und Einkaufssträßchen zu durchstreifen und den St. Michael & Georg Palast etwas mehr von der Nähe aus zu betrachten. Auf alle Fälle wurde uns eines klar: sollten wir je einen weiteren Urlaub auf Korfu verbringen, werden wir einen Tag ganz speziell für diese wunderschöne und spannende Stadt einplanen. Doch leider mussten wir nun viel zu früh in den Bus steigen, um das nächste, allerdings ebenfalls lohnende Ziel zu erreichen:

PALEOKASTRITSA

Dieses Dorf an der Westküste mit ca. 4000 Einwohnern (übrigens der Geburtsort von Vicky Leandros) hat keinen Ortskern, sondern besteht aus über die Landschaft verstreuten Hotels, Tavernen und Häusern.
Hier besuchten wir das Kloster Panagia Theotókos tis Paleokastritsas, gegründet 1228, die Bauten stammen allerdings aus dem 18. Jahrhundert. Heute leben gerade mal noch 6 Mönche dort, einer davon stand vor dem Kloster: wenn man sich einen griechisch-orthodoxen Mönch vorstellen mag, dann war dieser das perfekte Vorbild mit seinem weißen, langen Bart. Sissi erzählte uns, dass er deutsche Vorfahren habe, allerdings kein Wort Deutsch spräche und witzelte mit ihm herum, er solle uns doch etwas über das Kloster erzählen. 

Blick vom Kloster in Paleokastritsa auf´s Meer


Am Eingang hinter einem kleinen Torbogen saß ein weiterer Mönch, der hässliche Gummizug-Röcke und Tücher verteilte. Wohlweislich hatte ich ein luftiges Maxikleid angezogen und ein kleines Jäckchen für die Schultern mitgenommen. Beine und Schultern im Kloster nackt zu zeigen ist nämlich nicht erlaubt, Hosen und Röcke sollten mindestens bis zur Wade gehen (O-Ton Sissi: „Wir wollen die Mönche ja nicht wuschig machen“). 

Klostergarten


Das Kloster ist wirklich wunderschön, es bietet faszinierende Ausblicke auf die Buchten von Paleokastritsa, ist sehr gepflegt mit traumhaften Pflanzenanlagen, einem kleinen Ikonen-Museum und natürlich einer kleinen, prachtvoll geschmückten Kirche.

Klosterkirche

Nachdem wir viel über das Leben der Mönche und die Geschichte des Klosters erfahren hatten, hatten wir eine halbe Stunde zur freien Verfügung, dann ging es weiter nach

MAKRADES

In der Tour-Info als „Kräuterdorf“ angepriesen, war ich an dieser Stelle eine wenig enttäuscht, denn von einem Dorf war nicht viel zu sehen. Wir hielten vielmehr vor einem einzelnen freistehenden Gebäude, das wie ein Souvenirladen aussah und auch nicht viel mehr war. An dem Laden vorbei ging es auf einen kleinen, hübschen Hinterhof, wo kleine Becher Wein, frisches Brot und Olivenöl zum Probieren aufgestellt waren.

Das die Mittagszeit bereits ordentlich überschritten war und so manchem der Magen knurrte, sah man an einer Dame, die bereits am Tisch angelangt war und sich in rasender Geschwindigkeit eine Brotscheibe nach der anderen in den Mund stopfte. Eine andere Dame aus meinem Hotel und ich standen ziemlich am Ende der Schlange, sahen uns an und fragten uns, ob wir auch noch ein „Versucherle“ erhaschen würden. In der Tat gab es nur noch wenig Brotscheiben, als wir endlich auf dem Hinterhof angelangt waren, kleine Becher mit wirklich leckerem Weiß- und Rotwein standen dagegen noch genug herum. Probieren muss man hier auf alle Fälle auch die Korfiotischen Nüsse, dünn mit Zucker glasierte und in Sesam gewälzte geröstete Erdnüsse – nach denen kann man süchtig werden. Weniger überzeugt hat mich der Kerkyraiko Koum Kouat, ein mehr als süßer Kumquat-Likör, der ebenfalls eine korfiotische Spezialität darstellt.

Mehr oder weniger handelte es sich bei diesem Punkt der Tour um eine Verkaufsveranstaltung, manche nahmen auch Öl, Wein oder Nüsse mit, wir nicht. Schnell ging es dann auch weiter nach

LAKONES

In dem langgezogenen Bergdorf hielten wir am Aussichtspunkt „Bella Vista“ mit gleichnamiger Taverne. Von dort aus hat man einen faszinierenden Panoramablick über die Buchten von Paleokastritsa, die Hügel der Westküste bis zur Ruine der Burg Angelokastro. Leider gab es auch hier nichts Herzhaftes zu essen, mein Mann gönnte sich wie manch anderer eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen, ich beschränkte mich auf eine wunderbar kalte Cola und widmete mich mit meiner Kamera den traumhaften Motiven der Gegend. 

Blick vom Bella Vista auf die Bucht von Paleokastritsa
Der Felsen, der auf dem Bild rot markiert ist, ist der Legende nach das versteinerte Boot von Odysseus.

Nachdem sich jeder gestärkt (und gegebenenfalls die blitzsauberen Toiletten aufgesucht) hatte, ging es die Nordküste entlang nach

KASSIOPI

an den Kalamaki-Beach, einen der schönsten Strände Korfus. Vorab im Hotel wurde uns gesagt, dass man dort Zeit zum Baden hätte und Badesachen mitnehmen solle, was mir auch taten. Vor Ort sah es aber so aus, dass man entweder Zeit hat, in der Taverne Kalamaki etwas zu essen oder eben zu baden und wieder trocken genug zu werden. Nachdem mir der Magen gegen 15 Uhr nun wirklich in den Kniekehlen hing, ist es wohl keine Frage, für was wir uns entschieden. 

Türkisblaues Wasser am Kassiopi Beach


Die Taverne ist landestypisch mit einer sehr schönen Terrasse, wo man bequem sitzt und das griechische Ambiente genießt. Der Wirt und seine Angestellten sind fix und sehr freundlich. Wer auf der reichhaltigen Speisekarte nichts für sich findet, ist selber schuld – selbst wenn man ein „Ich will im Ausland mein Wiener Schnitzel“-Tourist ist, kann sich hier zumindest mit Tsatsiki und Bauernsalat sättigen, ansonsten gibt es von Garnelen über Moussaka bis hin zu diversen Fleischgerichten alles, was dem Gaumen zusagt. Mein Mann entschied sich für Sofrito (Kalbfleisch in Weißwein-Knoblauchsoße geschmort), ich für Stifado (Griechisches Zwiebelgulasch) – beides war ausgesprochen lecker. Die genauen Preise habe ich nicht mehr im Kopf, aber es war alles bezahlbar, nicht extrem günstig, aber auch nicht teuer.

Nach dem Essen spazierten wir noch an den Strand hinunter, der wirklich spektakulär ist. Türkisblaueres Wasser bis weit hinein ins Meer habe ich noch nirgendwo gesehen. Der lange Steg ist abenteuerlich. Krumm und schief aus allen möglichen Latten zusammengenagelt, teilweise mit Teppich belegt führt er weit ins Meer hinein. Zum Glück ist es selbst am Ende nicht besonders tief, denn man könnte schon befürchten, dass er zusammenbricht.

Ein abenteuerlicher Steg


Kassiopi war unser letztes Ziel, nun ging entlang der Ostküste zurück nach Kerkyra, einmal hielten wir noch kurz an einem besonders schönen Aussichtspunkt, wo letzte Fotos geknipst wurden. An dieser Stelle kann man auch die Berge und Küste Albaniens sehen, das nur wenige Kilometer von Korfu entfernt ist. Nach längerer Fahrt an unserem Endziel angekommen, waren wir erschöpft, aber voll mit wunderbaren Eindrücken von interessanten Sehenswürdigkeiten, einer traumhaften Landschaft und spannenden Geschichten.

RATSCHLÄGE UND FAZIT

Wir haben keine Sekunde bereut, für 48 Euro pro Person an dieser Inselrundfahrt teilgenommen zu haben. Wer allerdings das Busfahren nicht verträgt, der sollte davon Abstand nehmen: auf Korfu geht es permanent den Berg hinauf und hinunter, immer in Serpentinen und oft holprig auf schlechten und schmalen Straßen. 

Letzter Halt für letzte Fotos: die Berge Albaniens


Ratsam ist es auch, sich etwas zu Essen einzupacken, da das „Mittagessen“ tatsächlich erst gegen 15 Uhr stattfindet. Der Veranstalter könnte die Rundfahrt zwar auch andersherum gestalten, allerdings hat es einen guten Grund, warum zuerst Paleokastritsa und erst zum Schluss Kassiopi angesteuert wird: so kommt man am Kloster zu einem Zeitpunkt an, an dem „Touristen-Flaute“ herrscht. Als wir dort nämlich wieder abfuhren, trafen drei große Reisebusse ein und ihr könnt mir glauben, in dem Gedränge, das dann herrscht, macht die Besichtigung nur noch halb so viel Spaß.

Es ist kein Problem, auch große Taschen mitzunehmen, da man Gepäck an jedem Haltepunkt im sicher verschlossenen Bus lassen kann und nicht mit sich herumtragen muss.

Es gäbe noch sooo viel zu erzählen, doch irgendwo muss ich einen Punkt machen und komme zum Fazit: Ich kann die Rundfahrt, auch und nicht zuletzt wegen Sissi, absolut empfehlen.

Liebe Grüße
Eure Kerstin







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