WIR SIND DOCH NICHT ETEPETETE ;-) - DIE GEMÜSERETTERBOX: TOP ODER FLOP?



Hallo ihr Lieben,

ein weiterer Blogartikel im Januar muss schon sein und deshalb widme ich mich jetzt einem Thema, das schon lange fällig ist. Bei einem Produkttest im letzten Jahr kam im Forum das Gespräch auf die ETEPETE-Box, mit der du und ich „Gemüse retten“ können. Ich wurde gebeten, darüber zu schreiben, aber wie das nun mal so ist: erst kommt der eine Produkttest, dann der nächste mit neuer Deadline und ich schob das Thema immer weiter nach hinten… doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben ;-)

Auf diese Box kam ich über Artikel aus zwei Blogs – leider weiß ich nicht mehr genau, welche das waren, aber die Autorinnen durfte eine Box testen und machten mich neugierig darauf, so dass ich sie abonnierte. Um was genau geht es denn bei der Box?

Meine erste Box - spannend!




BIST DU ETEPETE?

Kochst du gerne mit Gemüse, das aber genau gleich groß, mit perfekter Schale und absolut gerade sein muss? So wie man es genormt eben im Supermarkt bekommt?

Oder ist es dir egal, ob die eine Tomate größer ist als die andere, die Karotten zwei Zipfel haben und krumm sind oder die Zitrone eine etwas fleckige Schale, die das Innere aber nicht beeinflusst?

Unmengen an Gemüse und Obst wird vernichtet, weil es nicht den EU-Normen entspricht und so gar nicht erst in die Supermärkte kommt. Manches wird zu früh geerntet, damit die Normgröße nicht überschritten wird. Bio-Gemüse wird nicht gespritzt, womit die Gefahr besteht, dass es noch weniger Normen entspricht als „normales“ Gemüse (fleckige Schale etc.). Doch muss man es deswegen wirklich wegwerfen? Wenn es doch genauso schmeckt und gesund ist wie Norm-Gemüse? 

Die Box - alles gut verpackt


Genau diese Überlegungen stehen hinter der Etepetete-Box und das Team, das hinter dieser Box steht, antwortet mit einem „Nein“. Und genau diesem „Nein“ kann ich mich absolut anschließen.

BIO, SAISONAL UND KURZE WEGE

Direkt vom Feld soll das Gemüse und Obst kommen, von ausgewählten Projektpartnern / Biohöfen, die man sich auf der Webseite anschauen kann. Der Inhalt ist daher auch saisonal unterschiedlich (von kleinen Ausnahmen mal abgesehen, in einer Box hatte ich griechischen Spargel, was aber in einem beigelegten Schreiben plausibel erklärt wurde). Die Kartons, in denen verpackt wird, sind lebensmittelecht und biologisch abbaubar. Das hört sich doch für jeden, der gesund kochen und die Umwelt schonen möchte toll an.

Frühlingspasta mit Spargel


Der Preis für das Umweltbewusstsein ist natürlich kein ganz geringer. Die Gemüseretterbox, die es zur Zeit meines Abos gab, kostet 19,90 Euro für 5 Kilo Gemüse und Obst. 4 Euro also pro Kilo Bio, was nicht gerade günstig ist. Klar kostet Bio mehr, auch im Supermarkt, aber je nach Sorte bleibt man durchaus auch drunter und mehr zahlt man selten. Eigentlich dürfte Obst und Gemüse, das sonst weggeworfen würde, doch etwas billiger sein… aber gut, wir wollen der Umwelt etwas Gutes tun und nicht auf den Cent schauen, nicht wahr? Versandkosten zahlt man nicht zusätzlich, also ist der Preis durchaus okay.

MEIN ABO

Nachdem mich die Blogartikel und die Infos auf der Webseite überzeugt hatten, ging ich das Abo, das man nach zwei Lieferungen jederzeit kündigen kann, ein. Wie gesagt gab es Mitte letzten Jahres nur die 5-Kg-Box, bei den Lieferintervallen konnte man zwischen 4, 3, 2 und einer Woche wählen, geliefert wird immer freitags. Ich entschied mich für vier Wochen, weil ich erst einmal testen wollte, was so drin ist und wie und in welcher Geschwindigkeit ich das in unsere Koch- und Essgewohnheiten unterbringen kann. Die Lieferung erfolgte stets pünktlich per DHL GO GREEN, bezahlt hatte ich per Kreditkarte (möglich ist auch Lastschrift und demnächst Paypal) und der Inhalt war stets sicher und gut verpackt.

MEINE ERSTE BOX

begeisterte mich total. In jeder Box liegt eine Inhaltsliste, die aufführt, was drin ist bzw. drin sein kann. Denn je nach Lieferung der Bauern kann es zu leichten Abweichungen des Inhalts kommen, was das Team erhält, wird auf die Boxen verteilt.

Noch eine Box :-)


Als Beispiel liste ich mal den Inhalt meiner ersten Box auf:
Zu große Karotten / kleine, große oder krumme Rote Bete / Überproduktion Tomaten (2 große waren drin) / zu große Kartoffeln / zu großer oder kleiner schwarzer Rettich / zu kleiner oder großer Weißkohl / Zitronen mit Schalenfehler / Orangen mit Schalenfehler (die waren winzig, die Fehler, aber auch die Orangen) / zu kleine oder große Römersalatherzen (1 großer war drin).
Nicht drin waren zu kleiner oder großer Kohlrabi (hätte ich brauchen können und Fenchel (Gott sei Dank, den mag hier keiner).

Zu große Karotten


Ich esse fast alles an Gemüse, meine Jungs halten da ganz gut mit, mein Mann ist etwas näschiger, liebt aber Salat und Obst. So bekam ich ohne Probleme alles weg. Die Kartoffeln reichten für eine Beilage für uns 5, der Salat war ein andermal dran (relativ zeitnah, damit er nicht welk wurde), der Rest geht bei uns immer.
Spannend fand ich die Rote Bete, ich hatte noch nie frische gekauft und verarbeitet, machte daraus aber einen superleckeren Salat und kaufe seither öfter Rote Bete in der Gemüse- statt in der Glasabteilung.

Zu große Rote Bete...

...ergibt leckeren Salat :-)



Toll fand ich auch, dass der Box jeweils ein Rezeptblatt mit einem zum Inhalt passenden Rezept beigelegt wird, wie zum Beispiel „Tomatensuppe mit Ciabatta-Suppenschale“, „Kartoffel-Pastinaken-Rösti“ oder „Gegrillte Pastinaken mit Steckrüben-Püree und Belugalinsen“. Kann man machen, muss man nicht, aber Anregungen sind ja immer interessant.

Inhaltsliste und Rezeptvorschlag


Wie gesagt, ich war hin und weg, aber leider kamen bereits ab der zweiten Box die

PROBLEME

Nummer 1:
man kann absolut nicht angeben, wenn man etwas so rein gar nicht mag und gebrauchen kann. Das ist bei uns sehr wenig, aber ich war mehr als froh, dass ich nie Fenchel erwischte. Den bringt von uns nämlich wirklich niemand herunter (manches kann man ja noch in Püree oder so verstecken, aber Fenchel geht gar nicht) und ich kenne auch in meinem Umfeld niemanden, der das mag und dem ich den schenken könnte. Im zweiten Paket waren Pastinaken, was mich erst freute, weil ich die schon lange ausprobieren wollte und mich nie traute. Wir stellten allerdings fest, dass die keiner von uns mag. Die Pastinaken aus der dritten Box kochte ich noch für mich allein und würgte sie hinunter, die aus der vierten… der Kompost freute sich über 548 Gramm Pastinaken, immerhin mehr als vier Euro für die Tonne.


Pastinaken - nur beim ersten Mal interessant


Nummer 2:
Die Frische der Lebensmittel ließ teilweise zu wünschen übrig. Direkt vom Feld? Möglich und es ist klar, dass natürliches und ungespritztes Gemüse nicht so lange haltbar ist wie Supermarkt-Nicht-Bio. Wenn aber eine Tomate bereits angematscht und weich ist und die zweite Tomate schon leicht schimmelt… geht halt leider gar nicht. Karotten, auch Bio, dürfen sich nach einem Tag im Fresh-Fach des Kühlschranks nicht biegen lassen wie Gummi, was leider ebenfalls einmal der Fall war. Und es ist klar, dass Salat schnell die Flügel hängt, aber wenn er schon halb welk das Paket verlässt und man ein Drittel der Blätter von außen entsorgen muss ist das doch etwas früh und auch teurer Abfall.

Sieht man auf dem Bild nicht so, aber außen war der schon ganz schön welk.



Zucchini: Nicht nur außen nicht schön, auch innen recht "schwammig"

Auch die waren an den grünen Stellen nicht wirklich genießbar - viel Abfall!


Nummer 3:
Besagter Abfall! Krumm & Co. ist bei Karotten und Pastinaken natürlich nicht ganz so toll zu schälen wie genormt und gerade, da bleibt weniger übrig. Wenn aber eine Karotte ellenlang, aber nicht einmal fingerdick ist (genauso wie eine Pastinake), dann weiß ich nicht, wie ich die überhaupt schälen soll. Die Orangen mit Schalenfehler aus der zweiten Box waren so klein, dass außer Schale fast nichts vorhanden war (ich dachte erst, es seien Mandarinen).
Es gibt krummes Gemüse und es gibt Gemüse, das ist einfach nicht tragbar für einen Verkauf welcher Art auch immer.

Wie schält man diese dünnen Zipfel?
Mein größtes Ärgernis war aber

Nummer 4:

Bei der ersten Box hatte ich nicht nachgewogen, sondern darauf vertraut, dass man bekommt, was versprochen wird. Im Supermarkt wiege ich auch nicht jede Schale Tomaten nach. Nachdem zu dem Zeitpunkt aber die Idee reifte, das ich über Etepetete schreiben möchte und ich ja bei solchen Produktvorstellungen sehr akribisch bin, wog ich das Gemüse ab der zweiten Box ab. In der Erwartung, dass das Gewicht passt – leider habe ich mich da geirrt.
In der zweiten Box betrug das Gesamtgewicht der Ware ohne Verpackung 4690 Gramm, in der dritten 4779 Gramm. Nun verstehe ich ja, dass man es nicht auf 5000 Gramm genau hinbekommt, eine solche Box zu packen. Aber jedes Mal 300 Gramm weniger Inhalt als versprochen ist bei einem Kilopreis von 4 Euro schon heftig. Wenn man dann noch einberechnet, dass bei so krummen Gemüse noch ordentlich weggeschält wird…

Wiegen...


...wiegen.


Natürlich hau ich nicht gleich öffentlich drauf, sondern ich schrieb das Team an und reklamierte freundlich. Ich bekam auch prompt Antwort, eine Entschuldigung und den Vorschlag, dass das mit 500 Gramm Extrainhalt im nächsten Paket wieder gut gemacht würde. Für mich eine akzeptable Lösung und ich wartete auf 5500 Gramm Gemüse und Obst in der nächsten Lieferung.

Klar, dass ich auch da wieder alles auf die Goldwaage legte: 5181 Gramm. 319 Gramm weniger als versprochen. Was zu meiner Kündigung des Abos führte, die problemlos vonstatten ging.

AKTUELL

hat sich manches geändert, ich habe natürlich nachgeschaut, ob sich manche meiner Negativanmerkungen erledigt haben.
Zum einen kam zur klassischen Box eine Familienbox dazu. Die Classic mit 5 Kilo (3,98€ pro Kilo) kann man nicht mehr im Vier-Wochen-Intervall, sondern nur noch wöchentlich oder zweiwöchentlich bestellen, die Familienbox enthält 7,5 Kilo, kostet dafür auch 27,90 Euro (3,27€ pro Kilo) und kann wöchentlich, zwei- oder dreiwöchentlich bezogen werden. Das sehe ich mal ganz wertfrei.

Schnitzel mit Etepetete-kartoffeln und -karotten


Leider kann man immer noch nicht angeben, wenn man eine Sorte beim besten Willen nicht gebrauchen kann. Wäre das der Fall, würde ich es sogar noch einmal mit einem Abo versuchen in der Hoffnung, dass das Gesamtgewicht im Paket mittlerweile einigermaßen passt.  Denn:

So geht´s auch



oder so


oder so!

FAZIT

Die Idee finde ich immer noch super und es ist etwas, das ich gerne mit meinem Kauf unterstützen würde. Dass ich mehr Abfall zum gleichen Preis wie bei normgerechten Biogemüse (zum Teil z.B. bei Kartoffeln mehr) habe, würde ich sogar der Umwelt zuliebe in Kauf nehmen. Aber durch die Mindermengen und dem vereinzelt welken und auch schimmeligen Inhalt ist mein Vertrauen in die Etepetete-Box doch ziemlich gesunken.


Etepetete-Tomaten ergeben auch einen tollen Caprese ;-)

Interessant fand ich übrigens die Diskrepanz zwischen den Berichten der Bloggerinnen, die eine einzelne Box zum Testen bekamen und meiner Beurteilung – da sieht man mal wieder, dass man mit einem Testprodukt nur einen Bruchteil der Fakten erfassen und eben eine Vorstellung, aber keine Beurteilung abgeben kann.

Wenn das Team die Möglichkeit einführen würde, dass man Angaben machen kann, was man wirklich überhaupt nicht will und das dann auch nicht in der Box ist, würde ich sogar einen neuen Versuch wagen. Dann aber weiterhin genau abwiegen, was drin ist. 

Steckrübenpüree wegen Etepetete - lecker!


Nach meinen Erfahrungen und der derzeitigen Umsetzung kann ich die Gemüseretterbox leider nicht reinsten Herzens und mit voller Unterstützung weiterempfehlen, was ich ehrlich gesagt schade finde. Wenn von euch jemand sie trotzdem mal ausprobieren sollte, würde ich mich über eure Erkenntnisse sehr freuen – lasst sie mich wissen.


Liebe Grüße

Eure Kerstin






 






























































Kommentare

  1. Was man überhaupt nicht leiden kann, kann man ja notfalls auch per Foodsharing loswerden 😉

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    1. Sicher, aber du musst auch jemanden finden, der das dann haben will, wie ich auch geschrieben habe. Ausserdem war das nicht das gravierende Problem.

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