ARCO - EIN AUSFLUG INS TRENTINER MITTELALTER
Hallo, ihr Lieben,
nachdem meine Bude jetzt blitzsauber gesaugt ist, könnte ich euch doch eigentlich mal wieder mit auf Reisen nehmen, oder?
Im Auguste waren wir wieder einmal in Limone am Gardasee und wie gewohnt machten wir eine Ausflug - diesmal ging es in den kleinen Ort
ARCO
„Kleiner Ort“ ist dabei relativ, denn ich dachte zwar
immer, Arco sei ein Dorf, tatsächlich aber handelt es sich um ein Städtchen mit
immerhin gut 17000 Einwohnern. Fährt man von der Autobahn bei Rovereto runter
Richtung Riva, das für mich so etwas wie das „Tor zum Gardasee“ darstellt,
kommt man an Arco vorbei. Von Limone aus liegt Arco knapp 30 Fahrminuten
entfernt oberhalb von Riva und war damit für uns gut und schnell zu erreichen.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde Arco vom österreichischen
Kaiser als Wintersitz erwählt, wodurch weitere Personen mit Geld aus der
Monarchie natürlich auch in den Ort gezogen wurden. So wurde Arco mit seinem milden
Klima zu einem beliebten Luftkurort, als der es bis heute gilt.
Trotz seiner Lage nicht allzu weit weg vom See – ein
kleines Stück Seeufer zwischen Riva und Torbole gehört sogar zum Gemeindegebiet
– finden sich in Arco kaum Badeurlauber ein. Touristen gibt es dennoch genug,
neben der Anziehungskraft für Tagesausflügler bietet der Ort alles, was der
Kletterer oder Mountainbiker sich wünscht, da er sich an einen Steilhang
schmiegt, ringsum von Bergen umgeben ist und ein hochmodernes Kletterstadion
sein Eigen nennt.
Wir fuhren gemütlich nach dem Frühstück los, fanden
problemlos hin und wollten gegen 10 Uhr
PARKEN
Fährt man von Limone aus durch Riva nach Arco hinein,
eine sehr lange gerade Straße bis zum Stadtkern hin, befindet sich gleich
rechts ein sehr großer Parkplatz. Wirklich sehr groß… und zu dieser Uhrzeit
proppenvoll. Wir bogen zwar ab und drehten eine Hoffnungsrunde, aber genau wie
drei oder vier Autos vor uns erfolglos. Also drehten wir um und fuhren die
Straße wieder zurück, weg von der Altstadt. Sohn meckerte schon, dass wir
zurückfahren sollten, bevor jetzt ewig gesucht würde, da entdeckte ich
linkerhand einen weiteren kleinen Parkplatz mit Parkuhr, auf dem wir auch einen
Platz fanden.
Nach ca. 5 Minuten Fußweg kamen wir nun also doch in die
Altstadt und standen flugs auf der
PIAZZA III NOVEMBRE
Auf dem Platz des 3. November fällt einem als Erstes
sofort der große Mosesbrunnen ins Auge. Der barocke Brunnen mit dem Wappen der
Grafen von Arco liegt genau neben einer Kirche, auf die ich gleich noch näher
eingehen möchte.
Ansonsten sieht man hier große Häuser und den ehemaligen
Palazzo der Grafen, der heute das Rathaus beherbergt. Kleinere Geschäfte
befinden sich ebenfalls rund um den Platz, ich hatte etwas mehr Cafés und
Pizzerien an so einem großen Platz erwartet, konnte aber nur ein größeres Café
ausmachen, das um diese Uhrzeit jedoch schon stark frequentiert war.
In dem Moment war das für uns auch nicht von Interesse,
kamen wir doch gerade erst vom Frühstück und wollten nicht essen, sondern
gucken. Gibt es eine Kirche, muss ich rein und so zog es mich (und meine Männer
zwangsläufig hinterher) in die
DOM DELLA COLLEGIATA SANTA MARIA ASSUNTA
Zunächst muss ich euch um die Ohren hauen, was ich zu
dieser wunderschönen Kirche gegoogelte habe, denn natürlich hatte ich nicht
rein durch das Anschauen eine wundersame Eingebung der durchaus interessanten
Fakten:
Arco hat mehrere Kirchen (darunter auch eine der wenigen
evangelischen im Trentino), die Stiftskirche Santa Maria Assunta ist die größte
und wohl älteste, erbaut vermutlich auf den Ruinen eines heidnischen Tempels
des Gottes Saturn. Sie ist eines der bedeutendsten Beispiele der Renaissancekirchen der Gegend, wurde 1144
erstmals erwähnt und 1613 eingeebnet und im romanisch-gotischen Stil neu
erbaut.
Der letzte Monarch des Königreichs Neapel, Franz II. von
Neapel-Sizilien, starb 1894 in Arco und liegt in der Gruft unter der Kirche
neben zahlreichen Priestern des Stifts begraben.
Etliche Statuen und Malereien in der Kirche sind wohl von
bekannten italienischen Künstlern und somit äußerst wertvoll. Da mir keiner der
Namen auch nur im Entferntesten etwas sagt, zähle ich sie hier nicht auf und
sage nur: wirklich schön! Besonders fasziniert hat mich die Größe dieser Kirche
mit sage und schreibe acht Nebenaltären, die kleine Kapelle, die sich
zusätzlich rechts vom Eingang befindet und die wunderschönen zahlreichen
Buntglas-Mosaik-Fenster.
Außerdem mag ich in den Kirchen der südlichen Länder,
dass sie eher dunkel sind, was auch hier eine Ruhe ausstrahlt, wie ich sie in
deutschen Kirchen noch nie empfunden habe. Ob man nun religiös ist oder nicht,
katholisch, evangelisch, buddhistisch oder atheistisch – die Erhabenheit von
Santa Maria Assunta ist wirklich beeindruckend.
Und dennoch war diese Stiftskirche nur ein Zufallsfund,
denn nach Arco gekommen waren wir wegen einer ganz anderen Sehenswürdigkeit:
DAS CASTELLO DI ARCO
Die Burgruine liegt 278 Meter über dem Meeresspiegel auf
einem markanten Felsberg, der von vielen Punkten der Region aus auffällig ins
Auge sticht. Sie geht teilweise bereits auf die Goten des 6, Jahrhunderts
zurück und war ab dem Jahr 1196 Stammsitz der Grafen von Arco, einem alten
Trentiner Adelsgeschlechts. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Besitzer,
letztendlich gelangte die Burg aber immer wieder an dieses Adelsgeschlecht
zurück, bis im Jahre 1982 die Gemeinde Arco die Burg erwarb. Seitdem wurde viel
investiert, gesichert und restauriert, so dass man nicht nur zwei oder drei
alte Mauern anschauen, sondern wirklich interessante Geschichte erleben kann.
Wer sich für die Geschichte der Burg näher interessiert, findet hierzu einen
sehr guten Wikipedia-Artikel.
Wir überquerten also nun die Piazza, gingen schmale
mediterrane Gassen entlang, der Weg zur Burg ist gut ausgeschildert. Dann
standen wir vor einer laaaaangen Treppe und wenn ich das „lang“ so dehne, dann
hat das seinen Grund: ich stand davor und dachte mir so „Ach nö, bitte nicht!“
Aber wat mutt, dat mutt und so machten wir uns an den Aufstieg. Irgendwann
hören diese Treppen auf und es geht in gemäßigten Serpentinen durch Olivenhaine
weiter, was ausgesprochen angenehm ist. Auf geschätzt halber Strecke wird man
bereits mit einer kleinen Aussichtsplattform belohnt, von der aus man schon einen
schönen Ausblick über den Ort hat – das wird ganz oben natürlich noch besser
und motiviert für den weiteren Weg. Das allerletzte Stück vor das Burgtor ist
nämlich nochmal richtig heftig steil… fasziniert haben mich diverse Radfahrer,
die ihren Drahtesel da nach oben geschoben haben. Und später auch meistens
wieder runter, weil sich kaum einer getraut hat, diesen steilen Weg hinab zu
fahren.
Echt süß war auch ein älterer, beleibterer Mann, der
irgendjemandem kurz vor dem Tor an der Mauer lehnend per Handy erzählte, dass
er jetzt schon ziemlich am A… sei, aber es ja gleich geschafft habe. Der Arme
wusste noch nicht, wie gut zu Fuß man auch innerhalb der eigentlichen Anlage
sein sollte.
Durch das Tor kommt man zum Kassenhäuschen, das Ganze
kostet Eintritt: Erwachsene zahlen 3,50 Euro, bis 18 und über 60 Jahre sind es
zwei Euro – das kann man verschmerzen.
Nun erschließt sich dem Besucher eine riesige Wiese, der
ehemalige Turnierplatz, der zu bestimmten Terminen auch für Veranstaltungen wie
zum Beispiel Konzerte genutzt wird und auf dem es – juhuuuu! – einen Kiosk mit
Getränken, ein paar Gartentischchen und Stühlen und sauberen Toiletten gibt.
Nach diesem Aufstieg gönnten wir uns erst einmal etwas Nasses (Muddi ein
Gläschen Weißwein zum Wasser *g*) zu moderaten Preisen.
Dann ging es weiter auf den Rundweg durch die einzelnen
Örtlichkeiten der Burg. Deutsch spricht hier übrigens kaum ein Angestellter,
aber alle waren extrem freundlich und kommunikativ (mit Händen und Füßen), auf
den Rundweg schickten uns an verschiedenen Stellen sehr nette Damen in die
richtige Richtung.
Als erstes erreicht man den großen Hauptturm und was
davon erhalten ist, ist schon einmal recht beeindruckend. Daneben befinden sich
Überreste der Zisternen, die zumindest die Größe erahnen lassen.
Weiter geht es zum Schneiderzimmer, in dem Texte und
Bilder auf Schautafeln von der Geschichte der Burg erzählen. Im nächsten
erhaltenen Raum wurden Fresken freigelegt und restauriert, was ich ebenfalls
immer gerne anschaue – es ist unglaublich, über wie viele Jahrhunderte solche
Malereien überdauern können.
Über eine neugebaute Treppenkonstruktion geht es nun
weiter nach oben, auf dem Weg und den einzelnen „Stationen“ findet man übrigens
immer erklärenden Tafeln in drei Sprachen (it. / eng. / dt.).
Am höchsten Punkt befindet sich der Rengheraturm, der
Aufstieg in diesen Turm hinein ist etwas kniffelig, man muss schon einen guten
Tritt haben und auch über ein paar Steine statt Treppen seinen Weg finden. Von
dort aus hat man einen wirklich sagenhaften Blick über das Sarcatal (Arco liegt
an dem Fluss Sarca).
Auf dem weiteren Weg, nun wieder hinunter, kommt man
durch ein Steineichenwäldchen zum Torre Laghel – dem Turm, der als Wachturm
Richtung der Ortschaft Laghel gedient hat. Als letztes betraten wir das
Steingefängnis durch eine extrem schmale und niedrige Öffnung – wer hier
verknackt wurde, hatte es sicher nicht angenehm, das kann man sich bildlich
vorstellen.
Nun ging es wieder vollbepackt mit tollen Eindrücken
hinunter in den Ort. Für den Aufstieg werden übrigens 20 Minuten angegeben, was
durchaus hinkommt, wenn man halbwegs gut zu Fuß ist. Um die Anlage zu
besichtigen braucht man laut diverser Hinweise im Netz 30 Minuten… das mag
reichen, wenn man einmal schnell durchrennt, aber wenn man sich der Sache
wirklich widmet, auch die Schautafeln liest und den Blick über die Landschaft
genießt, ist man gut und gerne eine Stunde und mehr unterwegs. Man sollte sich
da ruhig Zeit lassen, es lohnt sich.
Muss ich erwähnen, dass dieser Ausflug nicht
behindertengerecht ist? Ich denke nicht, das dürfte klar sein.
ZURÜCK IM ARCO
Hatten wir jetzt ordentlich Hunger und Durst. Das
Café/die Pizzeria (was auch immer genau es war) am Platz des 3. November war
immer noch vollbesetzt, um weitere Gässchen auf der Suche nach einem Restaurant
zu durchstreifen hatten wir weder Lust noch Kraft noch Zeit, denn es war bald
14 Uhr (eine Zeit, in der nicht nur in Italien die warme Küche schließt).
Wir liefen also weiter in Richtung Auto und fanden hinter
der Kirche, gegenüber eines kleinen hübschen Parks ein (Snack)Restaurant mit
einem großen, bestuhlten Platz davor. Dort war es zwar auch ziemlich voll, aber
wir fanden noch ein Tischchen für uns.
Diese Gastronomie hätten wir uns allerdings besser gespart. Ich versuche mich kurz zu fassen: es rannten drei
Kellner/innen herum, die alle sehr kompetent wirkten. Wir warteten aber schon
ewig, bis mal einer bei uns vorbeikam, um zumindest eine Karte zu bekommen.
Getränke wollten wir gleich bestellen, Schwups war er schon wieder weg. Also
Karte gucken…
Irgendwann kam er wieder, nachdem nach uns eingetroffene
Gäste bereits ihre Getränke schon erhalten hatten. Wir bestellten also alles
auf einmal… und warteten. Das neben uns sitzende Schweizer Pärchen, etwas
später angekommen, bekam seine Getränke schneller als wir, musste dafür auf die
Speisen länger warten. Je näher man am Lokal saß, desto schneller wurde man
bedient – wir saßen leider am äußersten Rand. Und bei den italienischen Gästen
hatten die Kellner dafür sogar noch Zeit für ein Schwätzchen *g*
Irgendwann kam dann aber das Essen. Mein Mann und ich
hatten warme Panini bestellt. Okay, die waren essbar mit ungefähr knappen
MacDonalds-Niveau zu doppelten Preisen. Mein Sohn hatte einen Burger bestellt,
der war unterirdisch. Aber wer bestellt in Italien auch einen Burger? ;-)
Wie auch immer, sich hier niederzulassen war der berühmte
Griff ins Klo.
Von diesem Abschluss ließen wir uns aber nicht die Stimmung vermiesen, lecker gegessen haben wir später wieder in Limone. Zwischen
Parkplatzsuche und Abschlussessen hat uns der Ausflug total begeistert, das Castello ist
für jeden, der sich auch nur halbwegs für solche Dinge interessiert ein
absolutes Muss in dieser Gegend.
Faszinieren euch alte Gemäuer und geschichtsträchtige Städte auch? Oder könnte man euch mit so einem Ausflug jagen? Lasst es mich in der Kommentarspalte wissen ;-)
Liebe Grüße
Eure Kerstin
Kommentare
Kommentar veröffentlichen